Svenja möchte wissen, wann es sinnvoller ist, Heucobs zu füttern und wann man besser zu Luzernecobs greift. Dazu sollten wir uns die beiden Futtermittel einmal genauer ansehen und anschließend natürlich überlegen, aus welchem Grund wir sie überhaupt in unsere Ration integrieren wollen. Die Frage ist gerade aktuell im Zusammenhang mit den verbreitet niedrigen Eiweißgehalten aus der Heuernte 2022 interessant.
Aber von vorn: Heucobs werden aus Heu gepresst, Luzernecobs aus Luzerne. Heu ist wie wir alle wissen getrocknetes Gras. Enthalten sind hier in aller Regel Gräser und Kräuter wie deutsches Weidelgras, Wiesenlieschgras, Wiesenrispe, Rotschwingel, Knäuelgras, Goldhafer usw. Heu bzw. damit auch Heucobs haben in der Regel einen Anteil an dünndarmverdaulichem Eiweiß von 45-60g/kg (alle weiteren Angaben beziehen sie auf 1kg Futtermittelmenge) und einen Energiegehalt zwischen 6-7 MJ ME. Der Zuckergehalt schwankt bei den gängigen Herstellern zwischen 70 und 90g, das Calcium-Phosphor-Verhältnis liegt in der Regel bei 2-3:1. Dem gegenüber haben wir die Luzerne bzw. Luzernecobs. Hier liegt der Anteil an dünndarmverdaulichem Eiweiß mit 90-120g deutlich höher, der Energiegehalt ist ähnlich. Interessant ist dazu der Zuckergehalt mit Schwankungen zwischen 35-70g (in der Regel um die 45/50g), also deutlich geringer als in den gängigen Heucobs. Dies wiederum kann für Pferde mit Stoffwechselproblematiken und Hufrehegefahr ein wichtiger Faktor sein. Luzerne ist außerdem sehr calciumhaltig, sodass das Calcium-Phosphor-Verhältnis hier mit 4-6:1 deutlich mehr von unserem gewünschten Ca:P-Gesamtverhältnis in der Ration zwischen 1,5-2:1 abweicht als beim Heu (2-3:1).
Was bedeutet das also nun? Im Vergleich zu Heucobs sind Luzernecobs eiweißhaltiger, zuckerärmer und calciumhaltiger. Beide Futtermittel eignen sich zur Aufwertung oder teilweisem Ersatz der Raufutterration. Heucobs sind meiner Erfahrung nach hier insofern leichter in die Ration zu integrieren, als dass sie weder hohe Eiweißmengen mitbringen (die wir in aller Regel nicht benötigen) noch den Calciumgehalt der Gesamtration so stark erhöhen, dass wir ausgleichen müssen. Letzteres wiederum ist meist nötig, wenn wir zu Luzernecobs greifen. Hier sollte das Ca:P-Verhältnis entweder durch ein passendes Mineralfuttermittel oder durch ein phosphorhaltiges Kraftfuttermittel wie Hafer oder Reiskleie wieder ausgeglichen werden. Rationsberechnung ist hier das Zauberwort 🪄😉 Insbesondere im Hinblick auf die niedrigen Eiweißgehalte im Heu aus 2022 ist der Einsatz von Luzernecobs derzeit in vielen Fällen sinnvoll. Und natürlich generell dann, wenn wir Eiweißdefizite in der Ration haben, die wir ausgleichen möchten.
Zusammenfassend könnte man also sagen: die Fütterung von Heucobs bietet sich an, wenn ich die Raufutterration aufwerten möchte, ohne den Eiweiß- oder Calciumgehalt der Ration maßgeblich zu beeinflussen. Wenn ich mehr Eiweiß in die Ration bringen möchte und dazu eventuell ein besonders zuckerarmes Futtermittel geben möchte, würde ich eher zu Luzernecobs tendieren. Und egal für was ihr euch entscheidet: IMMER einweichen!!! Auch wenn auf dem Futtermittelsack mancher Hersteller etwas anderes steht 😉